verbleibende CO2-Budgets und der
Nachbesserungsprozess von Paris

Das verbleibende CO2-Budget

CO2 reichert sich in der Atmosphäre an. Deshalb bestimmt die Summe der CO2-Emissionen, die wir ausstoßen, inwieweit wir die menschengemachte Erderwärmung begrenzen können (Budgeteigenschaft von CO2).

Was sagt der IPCC zu verbleibenden CO2-Budgets?

Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) hat in seinem Sechsten Sachstandsbericht August 2021 folgende Tabelle (Auszug aus Table SPM.2 IPCC AR6 WGI) zu den verbleibenden Budgets veröffentlicht:

IPCC AR6 WG I Table SPM.2

In 2019 haben wir global eine Größenordnung von 41 GtCO2 emittiert (Quelle: Global Carbon Project).

Hier finden Sie weitere Informationen zu den zentralen Aussagen des IPCC zu verbleibenden CO2-Budgets und zu Unsicherheiten und Variationen.

Verschaffen Sie sich mit dieser Webanwendung selbst einen Eindruck davon, was diese Budgets konkret bedeuten:

http://global-paths.climate-calculator.info

Politische Einordnung

Die Einhaltungswahrscheinlichkeiten, weitere Unsicherheiten beim verbleibenden Budget und die sozioökonomischen Folgen bei der Geschwindigkeit der Dekarbonisierung machen letztendlich eine politische Entscheidung notwendig, an welchem globalen CO2-Budget wir uns bei unseren nationalen Reduktionsambitionen orientieren.

Pariser Nachbesserungsprozess und neue Verhandlungsformate

In Paris wurde vereinbart, dass die Staaten immer ehrgeizigere national festgelegte Beiträge (NDCs) beim UNFCCC vorlegen sollen (Ambitionsmechanismus).

Hier der aktuelle Synthesebericht des UN-Sekretariats zu den NDCs und hier der akutelle Stand aufbereitet vom Climateactiontracker.

Entscheidend dürfte jetzt sein, dass die großen Emittenten ein neues Verhandlungsformat für bindende Ziele finden (siehe dazu Prof. Edenhofer). Der Pariser Ambitionsmechanismus allein wird wohl nicht zum Ziel führen.

Wir brauchen einen Review auch durch die Zivilgesellschaft

Ein wichtiger Beschluss in Glasgow war, dass die NDCs nun jährlich nachgebessert werden sollen. Dies ist sehr wichtig im Hinblick auf die notwendigen Reduktionen, die bereits bis 2030 erreicht werden müssen, wenn die Pariser Klimaziele in Reichweite bleiben sollen.

Jetzt ist es wichtig, dass die Zivilgesellschaft in Verbund mit der Wissenschaft mit konkreten und fundierten Forderungen gegenüber der Politik genügend öffentlichen Druck aufbaut, so dass die Staaten einen fairen Anteil an den notwendigen globalen Anstrengungen übernehmen. Es muss eine weltweite öffentliche Diskussion darüber in Gang kommen, was eine faire, ökonomisch sinnvolle und realisierbare Aufteilung eines globalen CO2-Budgets auf Staaten sein könnte.

Grundlage für einen Review-Prozess sind Referenzwerte

Eigentlich würde es die Budgeteigenschaft von CO2 besser abbilden, wenn man darüber diskutieren würde, welcher Anteil eines globalen Budgets einzelnen Staaten zustehen könnte. In der bisherigen Klimadiplomatie werden jedoch die Emissionen zu einem gewissen Zeitpunkt in der Zukunft in Bezug gesetzt zu Emissionen in der Vergangenheit (z.B. 2030 zu 1990).

Was braucht man, um für alle Staaten entsprechende Referenzwerte berechnen zu können?

Die Referenzwerte müssen aus nationalen Emissionspfaden abgeleitet werden, die in Summe mit einem vorgegebenen globalen CO2-Budget kompatibel sind. Dabei muss man sich der Frage der Klimagerechtigkeit stellen. Nach welchen Schlüsseln sollen die globalen Emissionen auf Staaten verteilt werden bzw. an welchen Schlüsseln sollen sich die Staaten bei ihren NDCs orientieren?

Wir wollen hier das Extended Smooth Pathway Model (ESPM) vorstellen, das anbietet, bei der Verteilung eines globalen Budgets nicht in die Vergangenheit zu schauen und keinen komplexen Mix an Kriterien heranzuziehen, sondern einerseits die aktuellen Emissionen eines Landes (und damit die derzeitige Realität) und anderseits die Pro-Kopf-Emissionen, um Klimagerechtigkeit abzubilden. Im ESPM kann aber auch ein anders ermitteltes nationales Budget zugrunde gelegt werden.

Außerdem bieten wir das Regensburger Modell an, das auf konvergierenden Pro-Kopf-Emissionen basiert.

Referenzwerte nach dem Extended Smooth Pathway Model (ESPM)

Das ESPM besteht aus zwei Teilschritten:

(1) Aufteilung eines globalen CO2-Budgets auf Länder. Dabei wird angeboten, einen gewichteten Verteilungsschlüssel zu verwenden.

In den Verteilungsschlüssel gehen ein:

Die Gewichtung des Verteilungsschlüssels 'Bevölkerung' kann frei vorgegeben werden. Hier eine Web-App zur Berechnung Paris-kompatibler CO2-Budgets für alle Länder der Welt.

(2) Mit den RM-Szenariotypen werden dann von dem sich daraus ergebenden verbleibenden nationalen Budgets plausible nationale Emissionspfade abgeleitet.

Das ESPM bietet dabei sechs Szenariotypen an, um einen nationalen Emissionspfad zu bestimmen. Die Szenariotypen unterscheiden sich in der Annahme über den Verlauf der jährlichen Reduktionsraten (RM 1 - 5) bzw. des jährlichen Reduktionsbetrages (RM-6).

Beschreibungen der RM-Szenariotypen 1 - 6:

Exemplarische Referenzwerte berechnet mit dem ESPM


Mit unseren

können Sie für alle Länder der Welt Paris-kompatible Referenzwerte mit dem ESPM berechnen.

Hier zeigen wir exemplarische Ergebnisse:

Hier ein Tool zur Ableitung eines impliziten CO2-Budgets für Deutschland aus dem Klimaschutzgesetz (KSG).


Exemplarische Referenzwerte berechnet mit dem Regensburger Modell

Vereinfachte Webanwendung mit Ergebnissen für alle Länder der Welt: http://RM.climate-calculator.info

Hier ein Papier zu den sechs größten Emittenten der Welt Download - veröffentlich auf Zenodo,